Montag, 29. Dezember 2014

Enduromania 2003


AM LIMIT 
Ein warmer Frühlingsabend an einem kleinem Nest am Main: neugierige Anwohner und wahrscheinlich alle Dorfkatzen beobachten kritisch ein wildes Treiben. Autos und Motorräder aus allen Ecken Deutschlands rollen auf den Parkplatz am Flussufer und werden aus- ein- und umgeladen...

EINE BILDERGALERIE

Der Einzige, der dieses Chaos scheinbar beherrscht, ist Alex, unser "Hauptlogistker". Schon Monate vorher hatte er begonnen, den Wahnsinnskonvoi des "BIG-Rallyeteams" zusammenzustellen. 21 Motorräder wurden aufgeteilt auf 8 Autos mit und ohne Hänger.
Gut ein Jahr hatte es seit der Anregung von Stefan RB Heßler gedauert, um die 21 DR-BIG Fahrer zu dieser Enduromania zusammenzubringen. Aufgeregte Diskussionen im Internetforum, einige Treffen und sogar ein spezielles Endurotraining mit Stefan Heßler während der Ostertage hatten nun auch den letzen verrückt gemacht-eine Woche Enduro in Rumänien!! Trotzdem alle war die Frage nicht beantwortet: Wie ist diese Enduromania wirklich?
Zunächst beginnt jede E-mania mit einer langen Anfahrt. Autobahnen muss man nicht mögen, Österreicher und besonders Ungarn helfen dabei, indem sie teils unverschämte Gebühren erheben. Grenzübertritte, immer wieder für Gruselgeschichten gut, waren für den Konvoi problemlos und die freundlichen Beamten machten uns auch für die Rückreise Mut. 22 Stunden fahren!!! NIE WIEDER, sagt jeder der dann endlich Samstag abend in dem kleinem Bergdorf Brebou Nou, zu deutsch Weidenthal, aus dem Auto kippt.
Die zur Jugendherberge umgebaute Schule, sozusagen das Tourzentrum, wurde schon im vorhinein von uns komplett gebucht. Eine sehr gute Idee wegen der heftigen Regengüsse, aber das sollte sich später herausstellen... Der Sonntag wird zum Auspacken, Sonnen und Erzählen genutzt. Abends die Kennlernrunde: Sergio, der Chef des Ganzen gibt Karten aus, verteilt Tipps und Hinweise zur Veranstaltung und mit einer bei über hundert Teilnehmern nicht ganz kurzen Vorstellungsrunde endet der lange Abend. das BIG-Rallyeteam hat sich derweil auch offiziell geteilt. 21 Motorräder sind dann doch zuviel in einem Team. In den "Unterteams" haben sich Fahrer gleicher Interessenlage und ähnlichem Fahrkönnen zusammengeschlossen.

Montag - endlich los!! Ziemlich locker und ohne auf den Schwierigkeitsgrad im Roadbook zu achten haben wir vom Team Zero eine Runde zusammengestellt. Schon nach 5 Kilometern wird klar: sehr grober Fehler! Rumänien bedeutet nicht einfach mal ein paar Wege entlangdüsen. Hier ist richtig Enduro gefordert. Ralf hat seine BIG bei einem Abkürzungsversuch in einem Schlammloch so tief vergraben, das wir nun auch gleich begreifen, warum uns Sergio nur im Team fahren lässt. 10 Minuten und hundert Liter Schweiss, so könnte man die Bergung beschreiben. Denn die Karpaten liegen unter einem drückenden Hitzeteppich. Endlich einen weiteren Punkt aufgespürt, sind wir in Sachen Streckensuche noch kein bisschen schlauer. Das endet mit einem zwar nur leichten Abflug von Alex bei einer fast senkrechten Abfahrt im Wald, seine BIG will dannach trotz eingehender Untersuchnung keine Umdrehung mehr.

Eine mehr als anstrengende Bergetour bis in die nächste Ortschaft ist die Folge. Unglaublich, aber wir sind noch immer kein bisschen schlauer geworden, wühlen uns quer durchs Unterholz, um nach Luftlinie den nächsten Wegpunkt zu erreichen. Das Ergebnis lässt wohl nur Alex lachen. Wir hatten Ihn Slatina Timis auf dem Dorfplatz gelassen, wo ihn Ramona mit dem Bergefahrzeug aufnehmen sollte. Er sitzt also auf diesem Dorfplatz, hat sich inzwischen schon mit dem ganzen Dorf angefreundet - als seitlich aus dem Unterholz ein paar BIG-Fahrer auftauchen.. seine Teamkollegen auf Abwegen. Immernoch keinen Meter dem Punkt 41 näher versuchen wir es nun über Forstwege. Dumm war nur das der eine, den wir nahmen, wiedermal an einer senkrechten Waldabfahrt endete - die wir auch gleich hinunter gefahren sind. Ein riesiges Schlammloch war das Ende. Sven erzählte nun gleich mal die Sache mit den KTM´s, die hier irgendwo zerlegt werden mussten, weil sie keiner den Hang wieder hinauf bekam... Wir brauchten nur 6 Stunden... Als einziger mit hardcore -Enduroerfahrung durfte ich immer wieder die 230kg-Brocken an den besonders schweren Abschnitten den Hang hinauftreiben.

Sehr langsam aber immerhin stetig arbeiteten wir uns nach oben, als wir erstmals mit einer weiteren "Gemeinheit" der Karpaten konfrontiert wurden. Duschen ab 13..00 Uhr! Wegen der Wetterlage sollte der Himmel ab diesen Tag bis zum Ende der E-mania jeden Tag bis zum Mittag heiss sein, das man sich kaum bewegen konnte, um die aufgestaute Hitze und Feuchtigkeit dann bis 19.00 in gewaltigen Gewittergüssen wieder auf die Erde und auf uns niederprasseln zu lassen. Waldwege wurden selbst mir Sportmaschinen unfahrbar, und unsere schweren Brocken sanken bis zu den Achsen im Modder ein. Als die Kupplung von Sven dann mitten am Steilhang ihren Geist aufgab, fuhr ich bis ins Camp, um eine neue zu holen. Kurz vor Anbruch der Nacht war mitten im Wald dann auch noch eine Kupplung erneuert.

Aber auch die anderen BIG Teams suchten und fanden Ihre Grenzen. Die "Picknicker" wurden auch von einer Waldabfahrt versucht, die an einem von den Regenfällen angeschwollenen, reissenden Fluss endete. Rückfahrt unmöglich! Eine spannende Flussdurchquerung begann. 3 Männer hielten mit aller Kraft ein Motorrad fest, um es durch die Strömung zu bringen.
Die BIG-"Schlammplumpser" wurden von einem gewaltigen Gewittersturm am Muntele Mic überrascht. Dunkle Wolken und gleißende Blitze trieben die BIGler im Eiltempo die Schotterstrasse hinunter, als Muckel einen Stein übersah. Kleiner Umfaller mit übler Wirkung - Kupplungshebel abgebrochen! So kam sie offroad wirklich nicht weiter. Rolf hatte die geniale Idee, mit einem Stein seinen DR BIG Ersatzhebel eine Stunde lang so zu schleifen, das er in Muckels DR 350 passte.

Die BIG-"Blümchenpflücker" wollten wirklich nur entspannt Enduro fahren und nahmen lieber leichtere Strecken unter die Räder. Als aber auf dem Rückweg von der Donau die Strasse nach Brebou Nou einfach nur ein Flussbett war, kamen auch sie an einem Grenzerlebnis nicht vorbei. Das BIG-"NoBIG" Team hatte das schwere Gerät in der Garage gelassen und so hatte Silke, die sich noch immer mit einer Armverletzung kämpfte, immer zwei Helfer die in Schwierigen Situationen mit anpacken konnten. Sergio, der Organisator, möchte die Enduromania nie als Rallye oder Rennen ausarten lassen. Aber natürlich ist für viele Teilnehmer das Punktesammeln und am Ende die Plazierung wichtig. Und so saßen dann auch alle nach dem letzten kurzen Fahrtag abends am Lagerfeuer und warteten gespannt auf das Ergebnis.

Mit einem dicken Grinsen nahm unser BIG-Team "Zero" eine Urkunde für den 7. Platz mit dem Ehrentitel BSE-Express entgegen. Und wir versprachen: Wir kommen wieder, denn Enduromania ist Enduro pur - für jeden! Ach ja BSE heisst BleiSchwereEnduros. und die bringen wir auch wieder mit.

Text Stefan RB Hessler
Mehr Infos/Ergebnisse unter www.big-rallyeteam.de

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